Auch das Leben unserer Haustiere ist – genau wie unser eigenes Leben – endlich. Irgendwann steht eine Trennung bevor.
Wenn wir länger als unser Haustier leben, werden wir uns verabschieden müssen und trauern, jeder auf seine Weise.
Das ist sozusagen die Kehrseite der Medaille: dadurch, dass eine emotionale Bindung zu einem Tier entstanden ist, schmerzt der Verlust. Wir haben mit unserem Tier viele schöne oder auch schwierige Erlebnisse, die uns verbinden, und es ist für uns zu etwas ganz Besonderem geworden. Nicht austauschbar, unersetzbar, einzigartig.
All die Erinnerungen an eine schöne Zeit machen den Abschied besonders schwer, denn sie machen uns die Lücke, die entstanden ist, umso bewusster.
Vielleicht bewegen uns auch Gedanken, dass wir etwas noch hätten tun können oder sollen, oder etwas unterlassen.
Wenig hilfreich sind manche Kommentare wie: „Es war doch nur ein Hund.“ oder: „Hol dir doch eine neue Katze ins Haus.“ Ebenso schwierig und wenig tröstend sind Bemerkungen wie: “Es ist doch jetzt schon ein halbes Jahr her.“ Trauer ist individuell, es ist ein Prozeß. Jeder Mensch trauert auf seine Art und Weise. Es gibt kein falsch oder richtig.
In den vergangenen Jahren haben auch meine Familie und ich Verluste erlebt und durchlitten:
2003 starb meine Großmutter, die meine Kindheit und mein ganzes Leben bis dahin liebevoll begleitet hat, im Alter von fast 92 jahren. 2007 starb mein Schwiegervater im Alter von 67 Jahren nach längerer schwerer Krankheit. 2011 starb unser gemeinsamer Familienhund, Greyhound - Hündin Una, mit dem unsere Kinder aufgewachsen sind, nach neun gemeinsamen Jahren, in denen sie unser Familienleben bereichert hat, plötzlich nach einer harmlosen Operation.
Im Jahr 2014 waren es gleich zwei Verluste: nach dem Pfingststurm Ela starb Katze Emmy, die unglücklicherweise draußen war, als das Unwetter losbrach und erst zwei Tage später heimkehrte, unerwartet an multiplem Organversagen. Sie hat ihr Leben elf Jahre mit uns geteilt.
Im Oktober des selben Jahres erlitt unser Whippet - Mix - Rüde Oscar einen Rückenmarksinfarkt und war teilweise gelähmt. Im Dezember 2014 verschlechterte sich sein Zustand massiv, und wir haben ihn aufgrund von starken Schmerzen und fehlender Aussicht auf Besserung oder Heilung zuhause einschläfern lassen. Dies fiel uns nicht leicht, aber auch eine solche Entscheidung gehört letztlich nach sorgfältiger Abwägung zur Verantwortung, die ein Tierhalter gegenüber dem Haustier hat: der Hund wäre sonst kläglich erstickt.
Der Verlust bleibt, und auch nach Jahren gibt es Momente oder Phasen, in denen eine Erinnerung auftaucht und die Traurigkeit und Trauer wieder da ist.
Kater Lawrence lebte jahrelang im Tierheim, zog im August 2015 bei uns ein. Er war die totale Frohnatur, ein glücklicher Freigängerkater. Leider wurde nur ein Jahr später ein Milztumor bei ihm diagnostiziert, und da dieser schon sehr groß war und keine Therapie mehr möglich, mussten wir auch ihn einschläfern lassen.
Hätten diese Menschen und Tiere in meinem Leben keinen Platz gehabt, wäre mir vielleicht eine teilweise sehr intensive Trauer erspart geblieben. Aber auch all die schönen, bereichernden Momente. So gehört beides dazu.
Die Zeit heilt alle Wunden? Nein, aber sie verändert allmählich die Intensität oder den Blick darauf.
Daran gewöhnen werde ich mich nie. Es bleibt ein Prozeß, in dem ich mich verändere, weil sich die Welt um mich herum permanent verändert, ob ich will oder nicht. Es bleibt schwierig, damit umzugehen, versuchen werde ich es weiter, denn ich kenne keine Alternative.
Mir hat es geholfen, mir Rituale zu suchen, mit Freunden und anderen vertrauten Menschen zu sprechen, und die Trauer zuzulassen, egal ob es ein Mensch oder ein Tier ist, das ich vermisse.
Für mich ist es auch wichtig, dass die Gesellschaft, also wir alle, versuchen sollten, Trauer zu respektieren. Kein Tabu daraus machen, oder erwarten, dass jemand so tut, als sei nichts gewesen:
es ist ja etwas gewesen: ein Mensch, ein Lebewesen, ein Hund, eine Katze, die mein Leben eine Zeitlang geteilt haben.
Ich kann verstehen, dass es für Menschen, die nie ein Tier hatten oder ein Haustier geliebt haben, schwer vorstellbar ist, dass man auch um ein Tier weint. Sie müssen es nicht nachvollziehen können.
Aber respektieren können sollte es jeder Mensch.
Jeder Mensch ist einzigartig.
Jedes Tier ist es meiner Meinung nach auch.